Wald und Kultur im Fokus

Die Beibehaltung eines freien und unentgeltlichen Betretungsrechts sowie einen Dialog auf Augenhöhe, wenn über die Zukunft des Waldes in Deutschland diskutiert wird, fordern die Mitglieder des Deutschen Wanderverbands. Ein entsprechendes Positionspapier haben sie heute während ihrer Mitgliederversammlung in Kassel beschlossen. Außerdem gibt es künftig ein Jahreskulturthema, zu dem die Mitglieder des DWV bundesweit Aktionen anbieten.

Viel Menschen gehen im Wald wandern, um abzuschalten und sich zu erholen. Der Deutschen Wanderverband fordert, ein freies und unentgeltliches Betretungsrecht des Waldes beizubehalten.
Viel Menschen gehen im Wald wandern, um abzuschalten und sich zu erholen. Der Deutschen Wanderverband fordert, ein freies und unentgeltliches Betretungsrecht des Waldes beizubehalten. | © A. Hub /DWV

Während der heutigen Mitgliederversammlung des Deutschen Wanderverbands (DWV) in Kassel haben die Delegierten das Positionspapier „Standpunkt Wald“ beschlossen. Darin betont der DWV zunächst, dass er für ein gutes Miteinander in Wald und Natur eintritt. Durch die Markierung und Wegweisung sowie intensive Pflege und das Unterhalten von Wanderwegen leisteten die DWV-Mitgliedsorganisationen seit 140 Jahren einen aktiven Beitrag zur Besucherlenkung für Waldbesuchende. Deshalb seien dem Verband der Dialog auf Augenhöhe, ein regelmäßiger Austausch und Informationsfluss sowie eine aktive Beteiligung verschiedener Perspektiven inklusive der des Ehrenamtes sehr wichtig. Im Einzelnen fordert der Verband als „Fachverband für Wandern, Wege, Naturschutz und Kultur“ den uneingeschränkten Fortbestand des freien und unentgeltlichen Betretungsrechts „zum Zwecke der Erholung“. Außerdem seien an abgestimmten und offiziellen Wanderwegen Wegemarkierungen von DWV-Mitgliedsorganisationen bundesweit einheitlich durch die Eigentümer*innen zu dulden. Wandern geschehe auf eigene Gefahr, durch markierte Wanderwege entstünden keine besonderen Verkehrssicherungspflichten. Zudem solle das ehrenamtliche Engagement für Erholung, Gesundheit und Bildung innerhalb der Waldfunktionen auch finanziell gestärkt werden, ebenso wie die Wanderinfrastruktur (Wege, Schutzhütten, Wegweisung etc.), für die zudem eine stabile rechtliche Grundlage zu entwickeln sei.

 

Eine weitere Forderung betrifft die Sicherung und Entwicklung naturnaher Wanderwege und Pfade. Diese seien für Wandernde besonders bedeutend für die „Qualität der Erholungsfunktion im Wald“. Naturnahe Wege seien eine wesentliche Voraussetzung für das Naturerlebnis, sie dienen dem „Standpunkt Wald“ zufolge der Gesundheitsvorsorge und machen den Wald zu einem Lernort im Rahmen der Bildung für nachhaltige Entwicklung. „Außerdem fördert ein hoher Anteil naturnaher Wege den Biotopverbund im Artenschutz.“ In seinem Positionspapier tritt der DWV außerdem für eine „offene, vorausschauende Grundhaltung bei der Gestaltung der Zukunft des Ökosystems Wald“ ein. Das betreffe auch den Waldumbau in einen möglichst struktur- und artenreichen, klimaresilienten Mischwald. Dabei sei die „Gleichrangigkeit der Erholungsfunktion des Waldes im Gleichklang mit der Lebensfunktion (Ökologie) und der Wirtschaftsfunktion (Ökonomie)“ anzustreben. Zudem sei eine gute Erreichbarkeit von Wäldern als Erholungsraum zu berücksichtigen und zu entwickeln. Als querschnittsorientierter Dachverband plädiere der DWV dafür, aktuelle Herausforderungen wie die (digitale) Besucherlenkung sowie die Förderung der Waldwegepflege und -unterhaltung unter der Perspektive der Erholung und Gesundheitsvorsorge in den Blick zu nehmen.

 

Für die gesellschaftliche Akzeptanz und für die Leistungsfähigkeit des Systems Wald als elementar sieht der DWV die Gleichrangigkeit der Waldfunktionen. „Dieser Dreiklang darf nicht durch private, politische oder wirtschaftliche Einzelinteressen aus dem Gleichgewicht geraten. Erholung und Gesundheitsvorsorge, gerade wenn sie aus dem Ehrenamt geleistet werden, dürfen nicht abhängig von den Holzerlösen sein und brauchen ein eigenständiges Gewicht (Budget, Entwicklungsperspektive, Ansprechpartner* innen). Hierfür sollten steuerfinanzierte Finanzierungsund Ausgleichsinstrumente geprüft und eingerichtet werden“, heißt es in dem Papier.

 

Ebenfalls während der Mitgliederversammlung beschlossen wurde die Einführung eines Jahreskulturthemas beim DWV. Alle DWV-Mitgliedsorganisationen sind aufgerufen, sich an der Ausgestaltung dieses Jahreskulturthemas mit entsprechenden Aktionen zu beteiligen. Ein Ziel dabei ist es, die Öffentlichkeit bundesweit auf die Kulturarbeit unter dem Dach des Deutschen Wanderverbands aufmerksam zu machen. Das Jahreskulturthema für das kommende Jahr ist angelehnt an das Motto des 122. Deutschen Wandertages im Jahr 2024: „Sagenhaft Grenzenlos“. Die besten Aktionen zu dem Motto werden von einer noch zu bestimmenden Jury ausgewählt und während des Deutschen Wandertages in Heilbad Heiligenstadt prämiert. Auch das Jahreskulturthema für das Jahr 2025 wurde während der Mitgliederversammlung bereits beschlossen. Es lautet „Bedeutende Persönlichkeiten“. Zu diesem Thema könnten zum Beispiel Wanderungen auf den Spuren historischer Persönlichkeiten oder Wanderwege mit Informationen zu Leben und Wirken solcher Personen angeboten werden, hieß es während der DWV-Mitgliederversammlung.

Pressekontakt

Jens Kuhr

Leitung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

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